Drücke "Enter", um den Text zu überspringen.

Eisen macht nicht munter – oder etwa doch?

Stellungnahme der Swiss Iron Health Organisation SIHO auf den Artikel „Eisen macht nicht munter“ in der NZZ am Sonntag, 28.11.2010 (Dr. Beat Schaub / Dr. Peter Wagner).

Der Artikel in der NZZ am Sonntag hat viele Patienten und Ärzte erschüttert. Dort heisst es, dass aufgrund einer noch nicht publizierten Studie der Universität Zürich Eisenmangelpatienten von intravenöse Eisengaben nur selten profitieren würden – und wenn schon, handle es sich dann meistens um eine eingebildete Besserung (Placebo-Effekt).

Unzweifelhaft kann hingegen – zumindest in der Schweiz – im hausärztlichen Bereich festgestellt werden, dass intravenöse Eisenbehandlungen immer häufiger durchgeführt werden. Grund dafür ist die erlebte Wirksamkeit bei geeigneter Dosierung – dokumentiert von Ärzten und Patienten. Nachdem seit 2005 in der Schweiz langsam ein qualifiziertes Netzwerk von Kompetenzzentren für Eisenbehandlungen entstanden ist (mittlerweile 46), haben es die Nachahmer längst realisiert: Inzwischen gibt die überwiegende Mehrheit der Hausärzte und Spitäler (auch die meisten Universitätskliniken) ihren Eisenmangelpatienten das fehlende Eisen auf intravenösem Weg. Und zwar aufgrund von nachgewiesener Bewährung, ansonsten die „Eisenbewegung“ nicht dermassen „boomen“ würde. Die Medizingeschichte zeigt, dass diese Ärzte mit ihren Patienten offenbar auf dem richtigen Weg sind.

Anhand von 1428 von der Universität Zürich ausgewerteten Therapieverläufen konnten die ärztlichen Eisenzentren nachweisen, dass sich die Mehrheit der behandelten Patienten nach gezielt dosierten Eisengaben deutlich besser oder gar beschwerdefrei fühlt (und zwar nicht nur hinsichtlich Müdigkeit, sondern auch in Bezug auf weitere typische Eisenmangelsymptome wie beispielsweise Konzentrations- oder Schlafstörungen). (Ars Medici, November 2009).

Die nachgewiesenen Erfolge wurden unter Anwendung des seit 2005 bewährten Swiss Iron System SIS in den ärztlichen Eisenzentren erzielt. Dieses neue und doch schon seit 2005 bewährte Modell beinhaltet eine klar definierte Diagnostik, Therapie und Prävention, dem ein jahrelanges Clinical Benchmarking zugrunde liegt. Gleichzeitig beinhaltet es auch eine genaue individuelle Dosis-Berechnung sowohl für die Aufsättigungs- als auch Erhaltungstherapie sowie ein online-Qualitätsmonitoring.

Wir wissen, dass die in der NZZ am Sonntag erwähnte Studie an der Universität Zürich unglücklich dosiert wurde und nur 50 Patienten rekrutiert werden konnten. Anstelle einer individuellen Dosierung wurde eine pauschale Menge an Eisen abgegeben – ungeachtet der Ausprägung und Dauer eines Eisenmangels. Wir wollen diese Studie aber nicht zum Vornherein schlecht machen, ohne sie überhaupt gelesen zu haben.

Dennoch fragen wir uns: Darf man die Therapieverläufe von 50 Patienten wirklich ernst nehmen? Weshalb zeigt sich aufgrund unserer hausarztnahen Daten ein ganz anderes Bild? Welche Herangehensweise ist die Überlegene? Eine randomisierte, doppelblind Placebo kontrollierte Studie mit 50 Patienten oder eine Anwendungsbeobachtung im hausärztlichen Alltag mit 1428 Patienten?

Eine andere Frage stellt sich in diesem Zusammenhang ebenfalls: Soll eine renommierte Tageszeitung wie die NZZ über solche Äusserungen des Studienleiters Dr. P.Krayenbühl vor der Publikation der erwähnten Studie überhaupt berichten? Ist dieses Recht nicht der Boulevard-Presse vorbehalten? Wir können uns nur schwer vorstellen, dass Dr. Krayenbühl mit diesem Zeitungstext ohne weiteres einverstanden ist.

Wir wollen aber nicht die Richter spielen. Dennoch: wenn es dermassen frappant herauskommt, dass eine – wenn auch „dürftige“ – universitäre Studie derart kontroverse Resultate liefert, müssen wir deren Vorgehensweise hinterfragen. Die geringe Patientenzahl scheint uns schon ein erster Malus zu sein. Also erst recht: jetzt sind wissenschaftliche Studien mit möglichst grossen Patientenzahlen gefragt – dies als deutlicher Appell an andere Universitäten, die den Sinn einer angemessenen Patientenzahl ebenso einsehen wie wir selbst.

Wir möchten Dr. Krayenbühl bitten, die Studie zeitnah zu publizieren, nachdem es ihm gelungen ist, in der Öffentlichkeit Verwirrung zu stiften. Und zwar insbesondere bei einigen Tausend Ärzten, Dutzenden von Spitälern und einer sehr grossen Zahl an Patienten, die in den letzten fünf Jahren erfolgreich behandelt worden sind.

Ersten Kommentar schreiben

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

    Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.