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Kantonsspital Aarau tickt anders, leider aber falsch

Unter der Überschrift „Heisses Eisen:Was kann man gegen Eisenmangel tun?“ erschien am 13. Juli in der Basellandschaftlichen Zeitung BZ ein Artikel über Eisenmangel und seine Behandlung:

Die BZ wandte sich mit der im Titel gestellten Frage an das Kantonsspital Aarau. Der dort um Auskunft gebetene Professor Andreas Huber verschreibt dafür Eisentabletten, sehr lange bevor er überhaupt an eine Infusion denkt. Er soll der BZ gegenüber sogar behauptet haben: „Tabletten wirken sanfter und haben weniger starke Nebenwirkungen“.

Nun, wenn eine Zeitungsredaktion entweder nicht weiß, dass dies nicht stimmt, oder eine geäußerte Meinung von sich aus nicht einfach unterdrücken möchte, so ist dies gewiss nicht weiter schlimm. Aber einem Professor, Mediziner und noch dazu Hämatologen, also einem Mann, der sich in jeder Beziehung der Wissenschaft verpflichtet fühlen sollte, darf man eine solche nachgewiesenermaßen falsche Behauptung nicht widerspruchslos durchgehen lassen. Immerhin besteht ja dadurch auch die Gefahr einer Diskreditierung des Aarauer Kantonsspitals.

Professor Huber empfiehlt darüber hinaus – zumindest gemäss BZ – sogar, dass leidende Eisenmangelfrauen erst dann behandelt werden sollen, wenn sie das Spätstadium (Eisenmangelanämie) erreicht haben, obwohl in der Schweiz längst nachgewiesen wurde, dass Eisenmangelfrauen auch schon in ihrem Frühstadium (Eisenmangelsyndrom, Iron Deficiency Syndrome, IDS) unter schweren Mangelsymptomen leiden können, die durch individuell dosierte und kontrolliert durchgeführte Eiseninfusionen gemäss Swiss Iron System SIS) mehrheitlich verschwinden.

Es ist uns ein Rätsel, warum sich die seit über 15 Jahre zunehmenden und herumgesprochenen Erfahrungen der Schweizer Ärztlichen Eisenzentren und SIHO sowie überdies die Ergebnisse mehr als einer Studie (nicht nur www.eurofer.ch) nicht bis in die heiligen Hallen dieses Kantonsspitals herumgesprochen haben sollten: Bei Eisenmangelfrauen im Menstruationsalter, die über entsprechende, d. h. von besagtem Defizit hervorgerufene Beschwerden klagen, sind – jedenfalls mehrheitlich – Eisentabletten so gut wie unwirksam. Zudem haben sie sehr oft eine Reihe unerwünschter Nebenwirkungen (insbesondere diverse Magen-Darm-Probleme). Aus diesen Gründen – also Wirksamkeit und Verträglichkeit – wurde bekanntlich in der Schweiz schon seit einiger Zeit die intravenöse Eisentherapie eingeführt. Schliesslich werden über Tabletten-Gaben nur etwa fünf Prozent des damit als Substitut angebotenen Elements vom Körper aufgenommen, über entsprechende Infusionen jedoch nahezu 100%. Ein Segen für Abertausende von Frauen.

Sollte der Aarauer Professor Andreas Huber aber wahrhaftig über andere wissenschaftliche Daten verfügen, die seine Tabletten-Vorliebe stützen, so möge er sie der medizinischen Öffentlichkeit ohne Verzug präsentieren. Niemand sollte für sich in Anspruch nehmen, alles bereits zu wissen. Das tut auch die SIHO nicht. Doch sie verfügt inzwischen über mehr als eine Million wissenschaftlicher Daten zur Korrelation zwischen Befindlichkeit und Ferritin-Werten. Die entsprechende exakte Dokumentation erfolgt bereits seit 2005 und steht jedem Interessierten zur Verfügung, problemlos einsehbar unter www.eurofer.ch. SIHO würde ihre daraus abgeleiteten wissenschaftlichen Konsequenzen sehr gern mit denjenigen des Kantonsspitals Aarau vergleichen und die Ergebnisse eines solchen Vergleichs ebenfalls der interessierten Öffentlichkeit vorstellen.

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