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Leidensgeschichte einer Patientin

Leseprobe (download) aus dem neuen Buch von Dr. med. Beat Schaub: „Streitfrage Eisenmangel“ – gesündere Frauen für geringere Kosten.

Es ist mir alles zu viel. Ich bin erst 32-jährig, aber meine Batterien sind leer. Ich könnte immerzu einschlafen. Oft fühle ich mich grundlos niedergeschlagen, und mein Selbstwertgefühl ist im Keller. In letzter Zeit vertrage ich sogar die Kinder nicht mehr; es herrscht eine Unruhe in der Familie, weil ich keine Nerven mehr habe. Es tut mir ja so leid: Ich wünschte mir, es wäre anders. Mittlerweile kann ich nachts nicht mehr gut schlafen, sodass ich am Tag erst recht kaputt bin und sogar tageweise nicht mehr arbeiten kann. Ich hoffe, es gibt deswegen keine Kündigung. Mein Chef fragt mich, was ich wohl habe. Was soll ich nur antworten?

Was ist bloß geschehen? Bis vor wenigen Monaten war doch alles noch ganz anders. Am Morgen machte ich das Frühstück, und nach einer kräftigenden Dusche brachte ich vor meiner Arbeit die Kinder zur Schule. Der Job machte mir Spaß, das 50%-Pensum bewältigte ich problemlos. Nach dem Mittag kümmerte ich mich um die Woh­nung, ging anschließend joggen und fühlte mich am Abend frisch für das Familienleben. Jetzt ist das nicht mehr so. Was könnte mit mir passiert sein?

Die Ehe ist gut, mit meinem Mann verstehe ich mich bestens, die Kinder gedeihen prima und bereiten niemandem Sorgen. Die Arbeit gefällt mir, und das Salär stimmt. Auch an meinem Freundeskreis könnte nichts besser sein.

Doch nun? Der Besuch neulich beim Hausarzt war geradezu frustrierend. Nach einer ausführlichen körperlichen Un­tersuchung und Blutentnahme wurde mir ein an sich erfreuliches Resultat mitgeteilt: Ich sei gesund. Kein Organschaden, keine Blutarmut, keine Schilddrüsen-Un­ter­funktion oder sonst was. Schön. Dennoch, es wäre mir lieber gewesen, man hätte etwas gefunden. Irgendetwas macht mich doch krank! Meine Selbstzweifel steigen: Ich fühle mich hilflos.

Wie soll das weitergehen? Der Arzt verordnet mir Antidepressiva, und ich beginne sie zu schlucken. Mit Widerwillen. Ich habe Angst und verstehe die Welt nicht mehr. Bin ich zum „Psycho“ geworden? Und das innerhalb von sechs Monaten! Meine Kindheit war ja durchaus in Ordnung! Also wird sich ja wohl kaum eine frühkindlich verursachte Störung gerade jetzt zu manifestieren beginnen. Sollte ich vielleicht den Job aufgeben? Beim Joggen breche ich mittlerweile schon nach fünf Minuten fast zusammen, sodass ich den Sport aufgebe. Nachdem auch eine Schlafkur und eine ein­wöchige Arbeitspause meinen Zustand nicht verbessert haben, wachsen die Sorgen der Familie. Meine Selbstsicherheit ist verflogen. Und auf Sex habe ich auch keine Lust mehr, was mein Mann nur mit Mühe verstehen kann. Hat der Arzt etwas übersehen? Stimmt etwas in meinem Kopf nicht? Wäre ein Röntgenbild nicht langsam aber sicher nötig? Inzwischen habe ich einen zweiten Arzt aufgesucht und von ihm die gleiche Botschaft erhalten: körperlich völlig gesund! Auch das Kopfröntgen sowie das EEG hätten ein ganz normales Bild ergeben. Als ich ihn nun nach dem Grund meiner Leidensgeschichte frage, erhalte ich – endlich – eine scheinbar klare Antwort. Ich befände mich in einem Zustand körperlicher und seelischer Erschöpfung. Wie bitte? Ich habe bisher über zweitausend Franken in unnötige Abklärungen und Behandlungen investiert, ohne dass ich dadurch einen Deut gesünder wurde – im Gegenteil, es geht mir immer schlechter und es wird für mich immer teurer! Und jetzt diese Demütigung durch den Arzt. Er beschreibt lediglich meinen Zustand. Er hält mir quasi einen Spiegel vors Gesicht anstatt mir die Ursache für meinen schlechten Zustand zu erklären und mir zu helfen.

Das also soll das Untersuchungsergebnis sein: Ich habe mir zu viel aufgehalst! Kinder großziehen und arbeiten – das passt eben doch nicht zusammen und so weiter und so fort. Ich komme mir blöd vor. Diese Diagnose kenne ich selbst bereits bestens; zu der gelange ich doch mittlerweile jeden Tag. Klar: Ich befinde mich tatsächlich in einem körperlichen und seelischen Erschöpfungszustand. Aber, mein Gott, weshalb denn nur? Andere haben ja auch Kinder und arbeiten – und denen geht es gut!

Also bleibt mir nur eins übrig – durchziehen! Ich muss mich ab sofort zwingen so zu leben, als ob einfach nichts mit mir wäre. Mein Wille wird den bleischweren Körper überreden, am Morgen aufzustehen, beim Autofahren nicht ein­zu­schlafen und beim Job nicht griesgrämig zu wirken. Doch nach wenigen Wochen schon merke ich, dass dies so nicht klappt, dass ich ein falsches Spiel treibe. Jetzt leide ich zusätzlich zu den altbekannten Beschwerden auch noch an Nacken- und Kopfschmerzen. Oft habe ich ein Schwindelgefühl und muss mich am Bürotisch festhalten, um nicht zu Boden zu gehen. Um Gottes Willen, jetzt bin ich aber wirklich krank! Endlich wird der Arzt eine richtige Diagnose stellen müssen und mir vielleicht doch helfen können.

Mit einem Funken Hoffnung gehe ich erneut zu meinem Hausarzt. Doch zu meinem Entsetzen kann er noch immer keine Diagnose stellen, außer dass meine Nackenmuskeln verspannt seien. Wenigstens das! Ich erhalte eine Ver­ordnung für eine Physiotherapie. Neun Behandlungen ver­gehen, ohne dass sich meine Schmerzen gebessert hätten. Langsam bin ich der totalen Verzweiflung nahe und muss oft heulen. Die Sorge meiner Familie wächst.

Dann endlich kommt der Wendepunkt. 

Heute weiß ich, weshalb ich so gelitten habe. Ich kann es kaum glauben, wie schnell ich wieder gesund geworden bin und wie einfach die Behandlung war. Es musste nur die richtige Diagnose gestellt und die notwendige Therapie durchgeführt werden.

Ein dritter Arzt, den ich schließlich aufsuchte, erklärte mir  nämlich, ich hätte viel zu wenig Eisen in meinem Körper. Dies, obwohl die Schulmedizin meinen entsprechenden Blut­wert durchaus noch als normal ansehe. Er gab mir vier In­fusionen innerhalb von nur zwei Wochen, und ich war wieder fit. Ein Wunder?

Rückblickend hätte ich allen Grund gehabt, auf meine früheren Ärzte sauer zu sein. Ich fühlte mich von ihnen nicht ernst genommen. Ich empfinde es geradezu als eine Frechheit, mich zum „Psycho“ zu stempeln und mir Antidepressiva zu verabreichen, anstatt mir das fehlende Eisen zu geben. Ich hatte einer fast schon gelb gewordenen Pflanze in ausgetrockneter Erde geglichen. Auch ich konnte nicht mehr richtig gedeihen. Ich hatte leidend am Leben vorbei gelebt, fast ein ganzes Jahr. Aber ich war, wie ich es mitbekam, nicht die Einzige. Im Wartezimmer des Eisenzentrums begegnete ich nicht wenigen, denen es wie mir ergangen war. Jahrelang waren sie von ihren Ärzten falsch behandelt worden. Welch fatale Wissenslücke muss es da wohl unter Medizinern geben?!

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Monolog einer Patientin aus dem Buch „Streitfrage Eisenmangel – gesündere Frauen für geringere Kosten“ von Dr. med. Beat Schaub

8 Kommentare

  1. Stefanie 21. Dezember 2018

    Die Geschichte kenne ich auch. Ca. Mit 16 Jahren war ich ständig müde, konnte mich kaum noch konzentrieren. Beim Arzt hiess es immer das, dass nur die Pupertät wäre…
    Während meiner Ausbildung wurde es so schlimm, dass ich keine Arbeit mehr ohne Fehler erledigte. Mir fiel es nicht einmal auf. Ich vermesste mich ständig, und beim Nachmessen merkte ich nicht das ich falsch gemessen habe. In der Nacht konnte ich trotz Müdigkeit nicht schlafen.
    Ich musste etwas Unternehmen doch ich wusste nicht was. Nach langem erhielt ich den Tipp, dass ich mal in das Eisenzentrum gehen soll.
    Seit den Infusionen geht es mir viel besser. Ich kann wieder Arbeiten, ohne nur fehler zu machen.
    Bin immer noch oft müde, aber nicht mehr in diesem Ausmass.

  2. Ibadet Saloska 9. Dezember 2018

    Wie gut ich das alles kenne. Jahrelang Hausarzt aufgesucht und alles um sonst. Es heisste immer das mir nichts fehlen würde. Ärzte halten sich an den Vorschriften der Krankenkasse. Es wird erst etwas unternommen wenn man jahrelang gelitten hat. Bin immernoch am leiden. Es nimmt einfach kein Ende :(
    Es wird alles weniger Kosten wenn man von anfang an richtig behandelt wird. Durch verzögerung Kostet alles mehr und oben drauf werden so andere Krankheiten hervorgerufen….

  3. Pia 7. Dezember 2018

    Eiseninfusionen wurden mir auch mal verschrieben und auch verabreicht, mehrmals. Meine Werte blieben nicht stabil. Eine Darmspiegelung wurde vorgeschlagen, was ich aber ablehnte. Nach einer Überreaktion auf die Infusion brach ich die Behandlung mit Infusionen ab und wechselte zu einer Naturheilpraktikerin.
    Mit alternativen Methoden erreichten wir, dass sich der Darm erholte und der Körper das Eisen wieder aufnehmen konnte.
    Fazit: ich werde keine Eisen-Infusionen mehr machen lassen

    • jana 16. Dezember 2018

      Was für eine Therapie war das und bei wem wurden sie behandelt?
      ,

      • Beat Schaub 17. Dezember 2018

        Eisentherapie (www.swissironsystem.org) in einem Ärztlichen Eisenzentrum (www.eisenzentrum.org)

    • Nadia 17. Dezember 2018

      Wie äusserte sich die Überreaktion auf die Eiseninfusionen?

    • Sonja 26. Dezember 2018

      Hallo Pia, bei wem warst du? Ich habe eine sehr starke Mens und muss alle drei Monate zur Eiseninfusion. Aber ich habe auch das Gefühl, dass beim Darm oder Magen ein Problem sein könnte. Da ich z.B. auch andere orale Zugaben (z.B. Vitamin D3) nicht aufnehme, was die Problematik wohl verstärkt.
      LG

    • Beat Schaub 10. Januar 2019

      Super! Wie geht es ohne Infusionen?

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