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Atupri probt den Aufstand

Der abtrünnigen Schweizer Krankenkasse Atupri scheinen alle Mittel recht zu sein, um sich vor der Bezahlung von Heilbehandlungen mit Eisen zu drücken. Da zu über 90% Frauen betroffen sind, muss von einer negativen (die Frauen diskriminierenden) Auslegung der Gender Medicin durch Atupri ausgegangen werden. Deren (männlichen) Kassenfunktionäre haben nämlich am grünen Tisch beschlossen, dass nur noch bei denjenigen Eisenmangelpatientinnen die Behandlung rückerstattet wird, deren Ferritinwert unter 30 ng/ml liegt. Dies hat zur Folge, dass etwa die Hälfte der Patientinnen die Behandlungen selbst bezahlen muss, um gesund zu werden – trotz regelmässiger Bezahlung der Prämien.

Geradezu übermütig, wenn nicht gar abenteuerlich ist die briefliche Begründung von Atupri, dass intravenöse Eisenbehandlungen in der Schweiz bei einem Ferritinwert über 30 ng/ml nicht zugelassen seien. Ein Sachverhalt, welcher der Ansicht der Schweizer Zulassungs-Behörden widerspricht. Es bleibt vorerst eine offene Frage, weshalb Atupri ihre Zahlungs-Verweigerung mit einem unzutreffenden Sachverhalt begründet.

In einem anderen Brief teilt die Krankenkasse aber dennoch mit, dass sie einen neuen Entscheid immerhin dann fällen werde, wenn die 2005 von Dr. med. Beat Schaub konzipierte wissenschaftliche Studie FERRIM der Universitätsklinik Zürich endlich publiziert werde. Diese bestätigt nämlich gemäss eines Vorabdrucks der Neuen Zürich Zeitung (2010) die Erfolgsquote der ärztlichen Eisenzentren von 65%. Die doch schon 2007 abgeschlossene Studie FERRIM wurde bislang allerdings nicht publiziert. Die Studienleiter haben kürzlich verlauten lassen, dass es noch „eine Weile“ dauern werde – vielleicht sogar nochmals vier Jahre?

Atupri ist neugierig geworden, wenn auch noch nicht einsichtig – immerhin.

Die Ethikkommission, bei der die Studie eingereicht wurde, hat seit 2007 noch keinen Schlussbericht erhalten, den sie nun aber einfordern wird. Allerdings hat die Ethikkommission nicht die Möglichkeit, die Studienleitung zur Veröffentlichung zu drängen. Es bestehe durchaus die Möglichkeit, dass die Studie gar nie publiziert werde – aus welchen Gründen auch immer.

Man könnte sich hypothetisch vorstellen, weshalb die Studie bisher nicht veröffentlicht wurde. Vifor stellt nämlich das dort verwendete Eisenpräparat Venofer her. Sie produziert inzwischen aber auch das neue Hochdosis-Präparat Ferinject, das seit 2008 auf dem europäischen Markt verfügbar ist und Venofer langfristig verdrängen soll. Im aktuell zu beobachtenden Werbefeldzug der Herstellerfirma für Ferinject wäre es für diese wohl ungünstig, eine gute Wirksamkeit des altbewährten und auch von der FDA gelobten Venofer zu veröffentlichen. Moderne Ärzte – so die Ansicht der Firma -, setzen auf das neue Hochdosispräparat, selbst wenn dieses unkontrolliert und in pauschalen Hochdosen verabreicht wird und nicht selten Nebenwirkungen verursacht oder braune Flecken hinterlässt. Dieses UFHD-Concept (uncontrolled flat high-doses) ist unseres Erachtens zu undifferenziert, um die Schweizer Kriterien der Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit zu erfüllen – im Gegensatz zum Swiss Iron System SIS (individuell dosierte und kontrollierte Behandlungen). Könnte es sein, dass die Auftraggeberin von FERRIM eine Veröffentlichung nun aus möglicherweise „plausiblen“ Gründen verhindert? Schliesslich bringt Ferinject 25% mehr Kapital und muss im Gegensatz zu Venofer vorerst noch keine Konkurrenz fürchten. (Die FERRIM-Behandlungen wurden damals kontrolliert durchgeführt – ein Konzept, das von der Herstellerfirma inzwischen leider aufgegeben wurde).

Solange Ferinject in den USA wegen Bedenken hinsichtlich Sicherheit und Dosierung von der FDA nicht zugelassenist, raten die Swiss Iron Health Organisation SIHO sowie auch das Schweizerische Heilmittelinstitut (Swissmedic Seite 16) zu Bedachtsamkeit hinsichtlich Anwendung von pauschal dosierten und unkontrollierten Eisen-Hochdosen bei Patienten mit einem Eisenmangelsyndrom IDS. Immerhin sollen in den USA während der Studienphase zwölf Personen im Zusammenhang mit Ferinject gestorben sein.

Die neue Zürcher Zeitung NZZ, welche durch den Vorabdruck 2010 indirekt über die wissenschaftliche Bestätigung des Erfolgs von Eisenbehandlungen informiert hat, könnte vielleicht mithelfen, die Publikations-Geschwindigkeit der Universitätsklinik Zürich zu fördern. So käme immerhin auch Atupri endlich wieder zur Ansicht, dass Eisenmangelpatienten ihr fehlendes Eisen wirklich brauchen, um gesund zu werden – auch wenn der Ferritinwert über 30 ng/ml liegt. Und ab diesem Zeitpunkt müssten die Patientinnen ihre Behandlungen nicht mehr selbst bezahlen: eine ethische Notwendigkeit, sofern eine Krankenkasse ihre prämienzahlenden Patienten überhaupt ernst nimmt. Schliesslich hat auch Atupri (sonst eigentlich eine gute Krankenkasse wie alle anderen Schweizer Krankenkassen auch) die Eisenbehandlungen in den vergangenen zehn Jahren problemlos bezahlt.

Hinweis an Atupri

Ein unterer Ferritinwert, bei dem Symptome auftreten können, kann nicht pauschal definiert werden. Die Swiss Iron Health Organisation definiert einen Risiko-Ferritinwert von 75 ng/ml, unter welchem Eisenmangel-Symptome auftreten können. Die Untersuchungen der Swiss Iron Health Organisation SIHO zeigen: Bei 87% der Patienten lag der Wert unter 50 ng/ml (bei der Hälfte davon unter 25 ng/ml). Bei den restlichen 13% lag der Wert zwischen 50 ung 75 ng/ml (1428 Patientinnen).

Die Swiss Iron Health Organisation SIHO protestiert gegen diese Frauen diskriminierende Vorgehensweise von Atupri und fordert die Krankenkasse auf, auf den Weg zurückzufinden.

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