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Ist es eine Glaubensfrage, ob Frauen gleich viel Eisen brauchen wie Männer? Ist es nicht eher eine Frage des Wissens und Gewissens?

Dr. med. Beat Schaub, Präsident der Swiss Iron Health Organisation SIHO

Im Namen der Eisenliga bedanke ich mich für den Leserbrief. Professor Steurer unterstellt der Eisenliga darin, an die Wirksamkeit des Eisens lediglich zu glauben. Er stellt – als ob wir es mit einer Religion zu tun hätten – eine Glaubensfrage, wie es schon das Schweizer Fernsehen im Titel der PULS-Sendung vom November 2018 getan hat: „Eine Glaubensfrage spaltet die Fachwelt“. In dieser Sendung debattierten Professor Thomas Rosemann der Universität Zürich und ich über die Bedeutung der Menstruation. Während die SIHO wissenschaftlich nachweisen kann, dass die Menstruation die häufigste Ursache für den weiblichen Eisenmangel ist, glaubt Herr Rosemann an das Gegenteil. Für ihn und die Universität Zürich ist die Menstruation kein Argument für Eisenmangel. Die SIHO protestiert gegen diese Diskriminierung der Frauen. Schliesslich sind die Frauen an ihrer Menstruation unschuldig. Die SIHO und die anderen Eisenbefürworter sind die Eisenprotestanten; sie geben den Frauen das verlorene Eisen zurück – entgegen der Lehrmeinung. Weil die beiden Zürcher Professoren den Glauben bemühen, stelle ich bewusst drei entscheidende Glaubensfragen zur Diskussion.

Erste Glaubensfrage

Ist die Menstruation die häufigste Ursache für den weiblichen Eisenangel?

Nur wenige Menschen wissen, dass erwachsene Männer bei einem Ferritinwert von 200 ng/ml fünf Gramm Eisen im Körper haben. Ebenso unbekannt ist die Tatsache, dass Frauen im Menstruationsalter bei einem Ferritinwert von 30 ng/ml nur über vier Gramm Eisen verfügen. Deshalb sind sie es, die an Eisenmangel leiden und nicht die Männer. Sobald man ihnen das fehlende Gramm zuführt, wie die SIHO es vormacht und empfiehlt, werden die meisten gesund. Professor Steurer (und mit ihm die Eisengegner) glaubt trotzdem, ein Ferritinwert von 15 ng/ml sei für Frauen zumutbar – mutmasslich deshalb, weil es die WHO so behauptet. Zur Begründung dieser Haltung legt man Studien vor, von denen man genau weiss, wie dünn die Datenlage ist. Obwohl dieser Fakt unerwähnt bleibt, spricht man grossmundig von Wissenschaftlichkeit. Es ist wohl auch kein Zufall, dass die beiden Zürcher Professoren Männer sind. Gerne laden wir sie dazu ein, sich auf das von ihnen für Frauen propagierte Ferritin-Niveau zu begeben (durch Aderlässe, vielleicht?) – und dann ihre eigene Leistungsfähigkeit zu beurteilen.

Zweite Glaubensfrage

Soll man Eisenmangelfrauen das fehlende Gramm zurückgeben oder nicht?*

Die SIHO ist überzeugt, dass die Erkennung und Behandlung von Eisenmangel keine Glaubenssache sein darf. Die Basis ärztlichen Handelns sind wissenschaftliche Daten, wie sie der SIHO zur Verfügung stehen. Seit 2005 sammelt die SIHO in ihrer Gesundheits-Datenbank Health Banking Patientendaten aus der Schweiz, aus Deutschland, Österreich und Moskau zur Korrelation zwischen Symptomen und Ferritinwerten. Die Resultate werden in den Praxisstudien Eurofer und SwissFer präsentiert. Die Resultate der bisher ausgewerteten Therapieverläufe von 4000 Frauen mit Eisenmangel sind eindrücklich: 65% der Behandelten fühlen sich erfolgreich behandelt, 20% fühlen sich punktuell besser und nur gerade 15% realisieren keine Veränderung durch die Eisentherapie. Die SIHO kann damit nachweisen, dass Frauen gleich viel Eisen brauchen wie erwachsene Männer, um gesund zu sein. Die SIHO muss sich, da sie über das Wissen verfügt, nicht auf den Glauben verlassen.

Dritte Glaubensfrage

Brauchen Frauen gleich viel Eisen wie Männer?

Professor Steurer hat eine notwendige Diskussion angestossen. Wollen wir wirklich daran glauben, dass Frauen weniger Eisen brauchen als Männer, wie die WHO, gewisse Universitäten, die Lehrbücher sowie die Professoren Steurer und Rosemann behaupten?  Wollen wir der Universität Zürich tatsächlich glauben, dass die Menstruation kein Argument sei für Eisenmangel? Sollen wir soweit gehen zu glauben, dass Eiseninfusionen bei Eisenmangelfrauen unnötig seien, wie die Eisengegner behaupten? Diese notwenige Diskussion ist auch als Botschaft an den Bundesrat gerichtet. Er wird im Rahmen des Eisen-HTA in diesem Jahr über die Bedeutung der Menstruation und die Notwendigkeit der Eisentherapie nachdenken und dann entscheiden.

SIHO-Appell an den Bundesrat und die Universität Zürich

Sie haben das Geld. Sie haben das Knowhow. Sie kennen Eisenärzte und Frauen mit Eisenmangel. Geben Sie diesen Frauen das fehlende Eisen zurück und überprüfen Sie, wie es ihnen danach geht. Führen Sie eine randomisierte  Studie durch, es ist überfällig. Liefern Sie, anstatt einen sinnlosen Glaubenskrieg anzuzetteln, Beweise, dass die weibliche Zelle ebenso funktionsfähig ist wie die männliche, auch ohne genügend Eisen! Liefern Sie auch Beweise dazu, dass die orale Eisentherapie in den meisten Fällen problemlos und effizient ist, wie man es von Ihrer Seite immer wieder zu hören bekommt, obwohl die tagtägliche Realität ein ganz anderes Bild zeigt! Was hält Sie davon ab?

Die SIHO hat den Bundesrat schon 2017 dazu aufgefordert. Eine Reaktion ist bisher ausgeblieben.

*die fehlende Menge ist sehr individuell und kann auf www.easyfer.ch online berechnet werden.

Publikation in der Schweizer Ärztezeitung

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