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Wie nützlich sind Eiseninfusionen wirklich?

Diese wichtige Frage stellte sich die Schweizer Zeitschrift „Beobachter“ in seiner ersten Ausgabe 2018 unter dem Titel „Ein heisses Eisen“. Eine Therapie ist grundsätzlich dann nützlich, wenn sie notwendig, wirksam, verträglich und kosteneffizient ist. Eisentabletten sind sehr schlecht wirksam und oft schlecht verträglich – also nicht nützlich – um beim Vokabular des „Beobachters“ zu bleiben. Weil die Schweizer Ärzte und Eisenmangelpatienten inzwischen längst wissen, dass Eiseninfusionen sehr nützlich sind, konnte sich der intravenöse Eisenausgleich in der Schweiz landesweit erfolgreich durchsetzen. Hauptbetroffene sind vor allem Frauen, die regelmässig menstruieren. Bezüglich Wirksamkeit der intravenösen Eisentherapie  hat in der Schweiz schon längst eine Abstimmung zu Fuss stattgefunden: Eisenmangelfrauen gehen zu ihren Ärzten, sobald sie ihr verlorenes Eisen wieder zurückbrauchen.

Die wichtigste Ursache für Eisenmangel ist die Menstruationsblutung. Zusammengezählt blutet eine Frau während etwa sechs Jahren nonstop. Wen wundert’s dass da Mengen an Eisen verloren gehen. Das bei der Menstruation verlorene Blut kann im Körper wieder nachgebildet werden. Das Eisen hingegen ist und bleibt verloren, weil der Körper von sich aus kein Eisen bilden kann. Solche Frauen brauchen ihr fehlendes Eisen direkt in die Vene zurück, damit es seine Heilwirkung entfalten kann. Es gibt genügend Daten, welche klar darauf hinweisen, dass eine intravenöse Therapie die schnellste und effizienteste Methode ist, dem Körper das verlorene Eisen zurückzugeben (Eisenausgleich).

Im „Beobachter“ wird über ein wichtiges Thema debattiert. Es zeigt sich, dass es nicht nur Eisenbefürworter gibt wie beispielsweise Swiss Iron Health Organisation SIHO und die meisten Schweizer Ärzte und Patientinnen, sondern es gibt auch immer noch Eisengegner (wie beispielsweise drei Krankenkassen und Thomas Rosemann, Direktor des Instituts für Hausarztmedizin der Universität Zürich), die den Frauen den intravenösen Eisenausgleich nicht gönnen, beziehungsweise erst dann, wenn ihr Ferritin unter 15 ng/ml gesunken ist. Die Grundfrage lautet: Wollen wir, dass Eisenmangelpatientinnen dank dem intravenösen Eisenausgleich aus der „Problemzone“ befreit und in die „Eisenzone“ geführt und auf diese Weise gesund werden, wie es heute in der Schweiz der Fall ist?

Frauen brauchen gleich viel Eisen wie Männer – ihre Körper haben dieselben Systemanforderungen. Der Ferritinwert liegt bei Männern durchschnittlich zwischen 100 und 200 ng/ml, bei Frauen und Kindern hingegen praktisch immer unter 50 ng/ml. Sie sind es hauptsächlich, die an Eisenmangelsymptomen leiden und nicht die Männer. SIHO setzt sich dafür ein, dass Eisenmangelpatienten ihr fehlendes Eisen schnell und effizient zurück erhalten. So werden sie von der „Problemzone“ in die „Eisenzone“ korrigiert bei einem Ferritinwert zwischen 100 und 200 ng/ml (also in den männlichen Bereich). Dies gelingt allerdings nur mit dem intravenösen Eisenausgleich. Ohne diesen müssen die Patientinnen in ihrem Eisenmangelgefängnis verharren, aus dem sie sich aus eigener Kraft nie befreien können, auch nicht mit Eisentabletten…

Die Kontroversen im „Beobachter“ zeigen, dass das zugrunde liegende Thema noch nicht überall begriffen wurde. Wenn der ärztliche Leiter eines universitären Zürcher Instituts  beispielsweise davon überzeugt ist, dass für alle Frauen ein Ferritinwert von 15 ng/ml genüge, hat er das Problem der Menstruation mit ihrem Eisenverlust überhaupt noch nicht verstanden. Wenn sich Krankenkassen, Ärztevereinigungen, das Bundesamt und Experten darüber streiten, ob der untere Normwert für Ferritin 10 oder 30 ng/ml betragen soll, diskutieren sie im Bereich der Problemzone: Eisenmangelsymptome können schon bei einem Ferritin unter 100 ng/ml manifest werden.

Der „Beobachter“ hat die Meinungen von WHO und SIHO bezüglich Ferritinwert verglichen. Während für WHO ein Wert von 15 als genügend gilt, weist SIHO nach, dass der Optimalbereich für Ferritin durchschnittlich zwischen 100 und 200 ng/ml liegt, in welchem keine Eisenmangelsymptome vorliegen. (1) Herausgefordert ist jetzt das Bundesamt für Gesundheit BAG. Es ist sich der Eisenproblematik bewusst und führt seit 2015 eine Untersuchung über die Notwendigkeit und Wirksamkeit von Eiseninfusionen durch. Das BAG hat drei Möglichkeiten, sich zu entscheiden. Entweder fördert das BAG den Schweizer Eisenausgleich und gibt SIHO recht oder es bekämpft den Schweizer Eisenausgleich, indem es der WHO und den drei Schweizer Krankenkassen recht gibt, welche im Alleingang und arbiträr irgendwelche nicht wissenschaftlich untermauerte Entscheide fällen. Die dritte Möglichkeit bestünde darin zu schweigen. Bern wird sich 2018 entscheiden, so haben der „Blick“ und „Beobachter“ vorausgesagt.

Gemäss WHO leidet praktisch die halbe Menschheit an einem unbehandelten Eisenmangel. Wir müssen also von der Eisenmangelpandemie sprechen. Die Schweiz ist das erste Land der Welt, das sich dem Problem des Eisenmangels stellt und logisch darauf reagiert hat: Menstrua cogunt Ferrum – Die Menstruation fordert das Eisen zurück.

In der Schweiz funktioniert das prima.

 

(1) Es gibt aber auch Menschen, die bei einem Ferritinwert von 30 ng/ml keine Mangelsymptome aufweisen und logischerweise keine Eisentherapie brauchen. Andererseits gibt es Menschen, die bei einem Wert von 70 ng/ml unter Eisenmangelsymptomen leiden, die durch die Eiseninfusionen verschwinden. Die Erfahrung zeigt, dass einmal erfolgreich behandelte Frauen mit einem Ferritinwert von 200 ng/ml in der Regel dann wieder Eisen-Nachschub benötigen, sobald Ferritin durchschnittlich wieder unter 100 ng/ml sinkt (nach etwa vier bis acht Menstruationen – je nach Dauer und Heftigkeit). Es ist die Aufgabe von Arzt und Patientin, gemeinsam diejenige „Ferritinschwelle“ zu finden, die bei ihr nicht mehr unterschritten werden soll.

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